Europa

Katalonien: Eine Reise zu den Ursprüngen

Girona: Die malerischen, bunt gestrichenen Häuser entlang des Flusses Onyar laden zum Flanieren ein.

Girona: Die malerischen, bunt gestrichenen Häuser entlang des Flusses Onyar laden zum Flanieren ein.

Barcelona oder Costa Brava sind beliebte Reiseziele. Aber nicht jeder weiß, dass beide im Nordosten Spaniens, dem teilautonomen Katalonien, liegen. fliegen-sparen.de-Stippvisite für Wanderer und Kultur-Entdecker.

Die Einwohner, die stolzen Katalanen, sind nicht typisch spanisch. Katalonien hat ein eigenes Parlament, eine eigene Regierung und eine eigene, jahrhunderte alte Sprache „Català“. Der Tourismus spielt eine bedeutende Rolle, dank seiner weltberühmten Künstler wie Antoni Gaudí, Joan Miró, Salvador Dalí und Pablo Picasso sowie der fantastisch abwechslungsreichen Landschaften, die ein Paradies für Wanderer und Bergsteiger bedeuten.

Die katalanischen Pyrenäen sind bei weitem noch nicht so überlaufen wie die Alpen, bieten sowohl bis 3000 Meter hohe Gipfel, massive Vulkangebirge, dichte Wälder, sanfte Täler, grüne Wiesen als auch klare Bergseen und rasende Gebirgsbäche mit Wasserfällen. Das umfassende touristische Angebot Kataloniens bringt den Besuchern die Geschichte und das Natur- und Kulturerbe nahe.

Eine der interessantesten Routen, die ich jetzt bereiste, führte unter dem Motto „Eine Reise in die Entstehungszeit Kataloniens“ durch die Pyrenäengrafschaften. Man erlebt wunderschöne Landschaften, erfährt vieles über historische Figuren und Schauplätze großer Heldentaten, über Legenden, Mythen, Traditionen, Bräuche und Feste. Hier einige Highlights aus der Historienreise durch sechs Jahrhunderte (vom 9. bis zum 15. Jh.) von Wilfried dem Haarigen bis zum Tod Martins des Menschlichen.

Reise durch das historische Katalonien

Kloster Món Sant Benet: restauriertes Benediktiner Kloster mit Museum. Umfangreiche audiovisuelle Montage zeigt, wie die Mönche früher lebten. Kirche (12. Jh.) mit großem Kuppelgewölbe und typisch romanischem Glockenturm, Kloster-Kreuzgang mit reich verzierten Säulenkapiteln besonders eindrucksvoll.

Cardona: Eine interessante Stadt, Verteidigerin der katalanischen Freiheit. Das Schloss wurde 886 von Wilfried dem Haarigen wiederaufgebaut. Heute befindet sich im riesigen Festungskomplex über dem Dorf ein elegantes „Parador“ -Hotel mit Legenden und Schlossgespenst. Hier zu übernachten ist ein romantisches Abenteuer. Auf dem Gelände des Paradors findet man das Wahrzeichen der Stadt, die im frühromanischen Stil gebaute Stiftkirche San Vicente. Das gesamte Geschlecht der Cardona ruht in den Gruften dieser Kirche.

Solsona: ist heute ein nettes hügeliges altes Städtchen. Es wurde um 870 von Wilfried dem Haarigen erobert. Das Zentrum bildete die Burg, um die herum im Mittelalter immer weitere Straßen und Plätze angelegt wurden. Laut historischer Quellen existierte in Solsona bereits im 10. Jahrhundert auch die Santa Maria Kathedrale. Die weltlichen und bischöflichen Bauten bildeten lange Zeit zwei Gemeinde-Komplexe, die später zusammenwuchsen. Trotz zahlreicher Kämpfe und Kriege sind in Solsona viele alte Häuser gut erhalten geblieben, von deren Dachstützen oft geschnitzte Holzköpfe (Dämonen) auf die Straßen herunterschauen. Die Sammlung des Diözesanmuseums besitzt mehrere bedeutende Skulpturen und Wandmalereien. Erwähnenswert ist noch der Eisbrunnen, wo bereits ab dem 17. Jahrhundert im Winter Eis gelagert und in der warmen Jahreszeit zum Kühlen von Lebensmitteln an die Bewohner verkauft wurde.

Wandern in Katalonien

Das Wanderwegenetz Kataloniens ist an die europäischen und spanischen Wanderstrecken angeschlossen. Von den 9000 Kilometern beschilderten Wegen sind die Hälfte Fernwanderwege, der Rest sind Kurzwanderwege und lokale Wege. Man kann zwischen leichten und schwierigeren Routen wählen.

Für jeden katalanischen Bergsteiger ist das begehrteste Ziel, wenigstens einmal im Leben auf den „Pica d´Estats“ zu klettern, weil er der höchste Berg Kataloniens ist und wohl auch der schwierigste. Es hat auch die symbolische Bedeutung einer Prozession, die Spitze Kataloniens zu erreichen.

Gósol: Unsere etwa einstündige Bergwanderung (leichtes Niveau), führte in dieses typische Pyrenäendorf, auf der anderen Seite des Pedraforca-Massivs gelegen. Die alte Siedlung mit den antiken Resten einer Burg und den Kirchenruinen von St. Maria, ist bereits lange verlassen, das neue Dorf befindet sich auf einem Berg. Gósol liegt auch auf dem Weg der Katharer, die im 13. – 14. Jahrhundert vor der Verfolgung nach Okzitanien flohen. Im „Hostal Pedraforca“, mit wunderbarem Blick auf das zackige Berg-Massiv, bekamen wir die beste Paella serviert.

Die Wiege Kataloniens

Nach einer Fahrt über 100 Kilometer erreichten wir die Stadt Ripoll, am Zusammenlauf der Flüsse Ter und Freser, inmitten der Berglandschaft der Vorpyrenäen. Den Mittelpunkt der Altstadt bildet das berühmte Kloster Santa Maria de Ripoll, das oft auch als „Wiege Kataloniens“ genannt wird. Es wurde auch von dem berühmtesten Grafen von Barcelona, Wilfried dem Haarigen (Guifré el Pelós) im Jahre 880 gegründet und ist das Familiengrab des Grafengeschlechts geworden.

Von den ursprünglichen Elementen sind die Kapitelle des Kreuzgangs (zweigeschossig mit 252 Säulen), die gräflichen Grabstätten sowie das Portal mit dem bedeutendsten romanischen Skulpturenensemble Kataloniens erhalten geblieben. Sant Joan de les Abadesses: Das Kloster dieses Ortes, auch von dem Haarigen gegründet, war neben Ripoll ein wichtiges Zentrum der Wiederbevölkerung. Ursprünglich lebten hier Benediktinernonnen, die des Ortes verwiesen und durch Augustiner- und Benediktinermönche ersetzt wurden.

Die Kirche, der gotische Kreuzgang und der Abtspalast stehen immer noch. Weiterhin sehenswert sind noch das „Heilige Mysterium“ (Bildhauerei aus dem 13. Jh.) und die aus Alabaster geschnitzte weiße Madonnenfigur. Besalú: Das reizvolle mittelalterliche Städtchen war die ehemalige Hauptstadt der gleichnamigen Grafschaft. Der gut erhaltene Ortskern steht unter Denkmalschutz. Zu den wichtigsten Bauwerken zählen die Kirche Sant Vicenc (10. Jh.), die Klosterkirche Sant Pere und die Kirche des Hospital Sant Juliá (beide 12. Jh.).

Einmalig ist in Besalú auch das historische Judenviertel. Ab dem 9. Jahrhundert ließen sich hier immer mehr Juden nieder und bereits 1264 durften sie, als Privileg, eine Synagoge bauen. Die berühmteste Sehenswürdigkeit, das Wahrzeichen von Besalú, ist die markante, im 12. Jahrhundert erbaute romanische Brücke, die Pont Vell („Alte Brücke“) über dem Fluss Fluviá. Vor ihrer Kulisse wurden mehrere Filmszenen, z.B. für „Das Parfüm“ gedreht.

Ziel der Rundreise durch Katalonien: Costa Brava

Castello d´Empúries: nahe zur Costa Brava. Während eines Rundgangs durch die Altstadt entdeckt der Besucher mittelalterliche Straßen und Plätze mit antiken Bauten wie z.B. das Kerkergebäude. Girona: die letzte Station . Girona wird auch „die Stadt Karls des Großen“ genannt. Seine Truppen waren es nämlich, die die Gebiete südlich der Pyrenäen, so auch Girona, von den Arabern erobert hatten.

Sehenswert: der romanische Glockenturm (11.Jh.), benannt als Turm von Karl dem Großen, der Thron Karls, ein Bischofsthron aus weißem Marmor und die gotische Skulptur des heiligen Karl des Großen. Altes Judenviertel: Die aus Stein gebauten, originalgetreu restaurierten Häuser führen den Besuchern heute die Glanzzeit der jüdischen Bevölkerung im mittelalterlichen Girona vor Augen. Nach der Altstadtbesichtigung laden die malerischen, bunt gestrichenen Häuser entlang dem Fluss Onyar zum Flanieren ein.

Wenn man so viel Geschichte, Kultur und Landschaft erlebt hat, verdient jeder ein paar Badetage an der wunderbaren Costa Brava. (Text: Maria Lujza Brandt 1/12 – Bild: FVA )

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