Asien

Südostasien: 2.500 Kilometer quer durch Myanmar

Myanmar Ballonfahrt

Eine Fahrt im Heißluftballon in Bangan sollten sich Myanmar-Urlauber nicht entgehen lassen

Myanmar oder Birma wird nach der langsam beginnenden Demokratisierung das neue Traumziel in Südostasien. Wir waren überrascht, wie frei man inzwischen durch das Land reisen kann. Doch ganz ohne einheimische Hilfe geht es nicht.

Mit Myo habe ich so etwas wie ein Glückslos gezogen. Der 39-Jährige steht wie verabredet vor dem Flughafen, als ich nach rund 15 Flugstunden in Yangon (übersetzt: Ende des Streites) aus der Ankunftshalle des neuen „International Airport“ komme und ist von diesem Moment an so etwas wie mein Schutzengel. Er warnt regelmäßig beim Überqueren von Straßen oder vor Taschendieben. Er passt auf, dass ich beim Kaufen von Souvenirs nicht übers Ohr gehauen werde. Er putzt vor jeder Mahlzeit mein Besteck mit einer sauberen Serviette. Er verliert auch in brenzligen Situationen nie die Ruhe und sein Lächeln.
Und Schwierigkeiten gibt es viele auf unserer Fahrt durch seine Heimat, die dabei ist den Sprung in eine neue Zeit zu machen, aus dem 19. ins 21. Jahrhundert. Vom Ochsenkarren zur Vollmotorisierung auf den Straßen. Von der mittelalterlichen Militär-Diktatur zur modernen Demokratie. Die Plakate der jüngsten Wahl, auf denen Myanmars große Freiheitsheldin und Nobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi von Hauswänden und Gartenmauern lächelt, pflastern den Weg vom Flughafen in Yangons Innenstadt undspäter durchs Land, dem anzusehen ist, dass seine besseren Zeiten weit zurückliegen.

Welcome in the Golden Land

Myo umklammert das Steuer seines 22 Jahre alten Nissans und starrt auf die Straße, um ja nicht in einem der kratergroßen Schlaglöcher zu landen. Nur die mächtige Shwedagon-Pagode im Zentrum der Hauptstadt leuchtet golden, wie es auf den Reklame-Transparenten versprochen wird, die quer über die Straße gespannt sind: „Welcome in the Golden Land“, Willkommen im Goldenen Land. Hier bekommt das alte Sprichwort „Es ist nicht alles Gold was glänzt“, seine buchstäbliche Bedeutung. Meistens bröckelt an den Häusern und Villen der Putz. Wahrhaft golden leuchtet nur die Morgen- und Abendsonne.

Nirgendwo auf der Welt habe ich schönere Sonnenauf- und -untergänge gesehen als in Myanmar, das bis 1989 Birma oder Burma hieß. Rund 2500 Kilometer liegen vor mir und Myo, der mit vollem Namen Nan Oo Khing heißt 1996 wurden die ersten offiziellen Touristen empfangen, staatliche Hotels privatisiert. Einheimische durften Restaurants eröffnen. Myo, eigentlich Rechtsanwalt, beantragte eine Taxi-Lizenz und gründete seine „Golden Swallow Transport Services“ – der aus einem klapprigen Auto besteht.

Yangon im Aufbruch

Zuerst führte er mich durch Yangon, die Sechs-Millionen-Metropole, die gerade aus jahrzehntelangem unfreiwilligen Dornröschenschlaf erwacht. Sie wurde um 1760 vom damaligen König Alaungpaya nach einem seiner vielen Kriege und Siege gegründet und auf den Namen Yangon getauft. Während der britischen Ägide von 1886 bis 1947 wurde sie Rangoon genannt. Die englische Vergangenheit ist noch heute sichtbar: großzügig angelegte Straßen, Häuserfassaden wie in Londons Westend, Seen und Parks, zwar alles etwas marode; aber die ersten Zeichen, dass bessere Zeiten kommen, sind zu sehen. Neue Farbe an manchen Hausfassaden. Die Geschäfte sind voller Waren. Auf dem riesigen Bongyoke-Aung-San-Markt kann man inzwischen alles kaufen, was zwischen China und Indien produziert wird.

Rund um den Kandawgyi-See von Rangun, auch Royal Lake (königlicher See) genannt und im angrenzenden Park wird elegant flaniert und gepicknickt. Nur eins unterscheidet die Innenstadt total von anderen asiatischen Großstädten: Es gibt keine Mopeds auf den Straßen. Die Militärregierung hat sie vor rund sieben Jahren für die City verboten, als Benzinabgase und Verkehrschaos zunahmen. Genauso rigoros entschied die Regierung von einen Tag auf den anderen, vom Linksverkehr (wie von der englischen Kolonialherren übernommen) auf Rechtsverkehr umzuschalten.

Armes & modernes Myanmar

Nach dem Einkauf von mehreren Kilo Bonbons und rund 50 Kugelschreibern („Für die Kinder unterwegs“, wie Myo erklärte) führte die erste Etappe auf der Nationalstraße 1 von Yangon in Richtung Bago. Schon nach rund 30 Kilometern beginnt die Schlaglochstrecke. Wie bitter die Armut ist, sehe ich am Straßenrand: Haupttransportmittel sind Ochsenkarren wie im Mittelalter. Frauen laufen mit riesigen Lasten auf dem Kopf barfuß zum nächsten Ort.

Auf Fahrrädern ohne Gangschaltung werden bis zu sechs Reissäcke befördert. Doch je näher wir der Stadt kommen, desto „moderner“ wird das Straßenbild: Kleine Restaurants wurden eröffnet. Größte Sehenswürdigkeit von Bago: Die Kyaik-htoyo-Pun-Pagode und vier 30 Meter hohe perfekt restaurierte Buddha-Statuen aus dem Jahr 1476. Sie zeugen von der großen Vergangenheit der Stadt.

Tagesziel ist nach 290 Kilometern die alte Königsstadt Toungoo, wo Myo zum ersten Mal seine Weltmeisterschaft im Handeln beweist. Das Abendessen in „Mamma’s House Hotel“, gebratene Nudeln mit Huhn, wird nach zähen Verhandlungen, die bei 2000 Kyat beginnen mit 1400 Kyat (etwa 1,25 Euro) akzeptiert. Wir schlafen in „Mamma’s House Hotel“ für 20 Dollar mit Frühstück. Auch ein „Myo“-Preis.

US-Dollars sind die Zweitwährung im Land. Man muss möglichst viele kleine Scheine eingetauscht haben und keiner sollte einen Knick aufweisen. Dann werden sie von den Einheimischen nicht mehr akzeptiert. Beim kurzen Rundgang in der Abenddämmerung glänzt die Stadt in der untergehenden Sonne wie in rosa Watte eingehüllt. Dieses mystische Licht verzaubert mich immer wieder und lässt alle traurigen Erlebnisse des Tages vergessen.

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