Europa

Old England: Urlaub in Kulturdenkmälern

Zahlreiche viktorianische Herrenhäuser können Reisende in England besichtigen

Zahlreiche viktorianische Herrenhäuser können Reisende in England besichtigen

Reisende finden in Old England alte, ehrwürdige Landhäuser und traumhafte Gärten. fliegen-sparen.de stellt sieben Herrenhäuser vor und zeigt, wie Urlauber die unvergesslichen Landschaften am Besten erleben können.

Wo es in England, Wales und Nord-Irland am schönsten ist, stehen oft die weißen gusseisernen Schilder mit dem Namen des Ortes und einem Eichenzweig darauf. Das ist das Zeichen, dass hier der „National Trust“, eine nicht-staatliche Organisation, Häuser, Küstenwege oder ganze Landschaften pflegt. Nirgendwo ist die Welt so schön wie im Vereinigten Königreich. Davon war die britische Sozialreformerin Octavia Hill überzeugt und nicht nur sie.

Von dieser Schönheit sollten alle, egal ob reich oder arm, profitieren, meinten Octavia und einige Gleichgesinnte. Das war 1885. Damit begann die Geschichte des „National Trust for Places of Historic Interest or Natural Beauty“. 3,7 Millionen „NT-Members“ zahlen ihren Jahresbeitrag, damit der Trust seine Aufgaben erfüllen kann. Hinzu kommen Spenden, Eintrittsgelder, Parkplatzgebühren und das Geld, das die Mieter von NT-Ferienhäusern überweisen. Damit werden die Renovierung und Erhaltung von gut 300 historischen Gebäuden und die Pflege von 2500 Quadratkilometern England „wo es am schönsten ist“ finanziert.

Liverpool, Mendips und 20 Forthlin Road. The Beatles Childhood Homes

Beatle-Fans wissen, dass ihre Idole aus einfachen Verhältnissen stammen. Wie einfach, das zeigt der National Trust. Die Häuser in den ärmeren Vororten von Liverpool, in denen John Lennon und Paul McCartney aufwuchsen – und ihre ersten Songs schrieben –, gehören heute dem NT. Minibusse fahren vom Zentrum der Stadt hier her. Zu sehen sind Reihenhäuser, die für das England der 1950er Jahre typisch sind. Beatles-Fans sollten sich angesichts des Vierflammen-Gasherds in Pauls Haus an den Song der Beatles „I saw her standing there“ und an Tante Mimi erinnern. Die stand hier am Herd und brühte Tee für die Jung-Musiker auf. Der Besuch der Beatles-Häuser muss im Voraus angemeldet werden. Infos www.thebeatleshomes@nationaltrust.org.uk

Castle Drogo, Drewsteignton, bei Exeter, Devon

Der Handel mit Tee aus China und Produkten aus den Kolonien war im alten England eine ‚Goldgrube‘. Er brachte Charles Handicott Drew ein solches Vermögen ein, dass er sich schon mit 32 Jahren zur Ruhe setzen konnte. Nur als Kaufmann angesehen zu werden reichte ihm aber nicht. Er strebte nach Höherem. Ließ erforschen, ob er nicht über irgendeine Ecke mit dem Hochadel verwandt ist und untermauerte seinen Anspruch, von den Lords als Ihresgleichen angesehen zu werden, mit dem Bau einer Burg.

Ab Beginn des 20. Jahrhunderts wurde dann auf dem höchsten Berg am Ostrand des Nationalparks Dartmoor eine Burg gebaut, „die allerletzte, die je im Vereinigten Königreich entstand“. Weil der Name Drew etwas mit Drachen zu tun hat, erhielt sie den Namen Castle Drogo. Rund um das Castle wurden einige zehntausend Bäume gepflanzt, und in der Schlucht unter seinem neuen Familiensitz ließ Charles H. Drew ein kleines mit Wasserkraft betriebenes Elektrizitätswerk bauen. Die Besonderheiten der Fauna hier im höchst gelegenen NT-Park und Wald von England kann niemand besser erklären als Mick Jones, der zuständige Landschaftspfleger. Mit etwas Glück kann man sogar seltene Schmetterlinge sehen. (Anfahrt über die A 30 und die A 382 und Moretonhampstead).

Tredegar House, Newport, Wales

Dieses prächtige Herrenhaus aus dem 17. Jahrhundert wurde erst in diesem Jahr dem National Trust übergeben und gilt als „Flagship Property“ in Süd-Wales. Es gehörte einst der Familie Morgan, die hier Kohlebergwerke besaß und auch mit Baustoffen ihr Geld gemacht hat. Daran erinnern alte, aus Kohlestücken, Backsteinbruch und Kalksteinstücken gelegte Muster im Garten vor dem Haus, wie sie die Morgans liebten.

Im Tredegar House können 90 Räume, darunter große repräsentative Säle und holzgetäfelte Pferdeställe besichtigt werden. Reich gedeckte Tische mit feinem Porzellan und Tafelsilber, wie sie vor 200 Jahren bei vornehmen Banketten üblich waren, gibt es auch in anderen Häusern zu sehen – hier haben Filmrequisiteure all die Köstlichkeiten, die es zu essen gab, aus Plastik und Pappmache geformt und auf den Tischen aufgebaut, damit die Besucher sich vorstellen können, wie üppig auf Tredegar getafelt wurde.

Mindestens so viel Zeit wie für die Besichtigung des Hauses sollte man für den Rundgang durch die Gärten einplanen. Die Morgans legten viel Wert auf frisches Obst und Gemüse – und das gab es im alten Wales nur aus dem eigenen Garten. Im nächsten Jahr soll die Orangerie fertig sein. Dann können auch wieder Zitronen auf Tredegar wachsen. Anfahrt: Autobahn M 4 bis Ausfahrt 28 und den braunen Wegzeichen folgen. Tredegar House ist nur ein paar hundert Meter von der Hauptverkehrsstraße entfernt. Infos: www.nationaltrust.org.uk/wales und www.nationaltrust.org.uk/tredegar-house

The Lizard and Kynance Cove, bei Helston, Cornwall

Mit Justin Whitehouse den äußersten Süden des Vereinigten Königreichs zu erkunden ist anstrengend, dafür aber ein einzigartiges Erlebnis. Der Head-Ranger (Chef der NT-Landschaftspfleger) kann zeigen, wo bei Kynance Serpentine- Gestein abgebaut wurde. Mit den rotschwarzen Steinblöcken wurden im vornehmen London Kaminsimse gebaut, und sie wurden zur Verzierung der Stadthäuser verwendet, bis Marmor bevorzugt wurde.

Hier im äußersten Süden Englands wachsen seltene Pflanzen, wie etwa eine erst zum Ende des 19. Jahrhunderts entdeckte Lauch-Art, und seit Kühe wieder auf das Gelände getrieben werden, die das Buschwerk niedrig halten, haben auch alte Blumensorten und seltene Schmetterlinge hier wieder eine Chance. Auch Vögel, die sich von den Würmern in den Kuhfladen ernähren, sind zurückgekehrt. Die Rinder helfen hier bei der Landschaftspflege.

Zwei Wege führen in die kleine Bucht von Kynance mit ihren Felsnasen und vielen Höhlen im Gestein. Man kann über Felsen und Steine am Wasser klettern oder – bei Flut ist das der einzige Weg – vom Parkplatz Kynance aus einen bequemeren Weg oberhalb der Felsküste wählen. Am „Lizards Point“ gibt es Souvenirshops und Kaffee- und Teestände. Hierher zu fahren lohnt höchstens wegen des Blicks hinunter zur alten Lifeboat-Station (Boot der britischen Lebensrettungsgesellschaft). Kostet Zeit, aber lohnt sich: der Abstecher zur ältesten Funkstation der Welt östlich von Lizards Point. Von hier aus erprobte Marconidie drahtlose Telegraphie. Seine Signale konnten 250 Kilometer entfernt auf der Isle of Wight empfangen werden. 1901 ein Riesenerfolg! Ein Helfer des NT sendet heute noch Funkzeichen nach der über 100 Jahre alten Methode. Wenn die Funken sprühen, muss nicht mehr erklärt werden, woher Wörter wie Funk oder Funker kommen. Anfahrt von Truro über die A 394 bis Helston und dann den Zeichen „Lizard“ folgen. Kurz vor dem Lizard Dorf nach Kynance abbiegen – dort ist ein großer NT-Parkplatz. Der Platzwart weist den Weg – entweder entlang der Klippen oder über einen Hügel – in die Kynance-Bucht.

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Lanhydrock, Bodmin, Cornwall

Lanhydrock galt unter englischen Lords als „Countryhouse“. Solch ein „Landhaus“ konnte riesig sein. Auf Lanhydrock gibt es 50 Räume, und mindestens genauso viele Bedienstete haben hier gearbeitet. Weil große Essen gegeben wurden, verfügte Lanhydrock nicht nur über eine riesige Küche, sondern auch über eine kleine Metzgerei sowie eine eigene Molkerei und eine Bäckerei sowieso. Köche, Küchenhilfen, Kutscher, Gärtner, Zimmer- und Kindermädchen, auch Hauslehrer arbeiteten ständig für den jeweiligen Lord Robartes und seine Familie.

Die Räume für die Bediensteten sind die große Attraktion von Lanhydrock, das wohl auch, weil die 68teilige TV-Serie „Das Haus am Eaton-Place“ (Originaltitel: „Upstairs, Downstairs“) treffend zeigte, wie die Herrschaften und ihre Bediensteten nebeneinander auf verschiedenen Ebenen lebten. Die Serie wird jetzt wieder neu aufgelegt. Der Butler war der Chef des Personals, ihm stand das beste Zimmer im Mitarbeiterbereich zu. Ein Hauch von Tragik liegt über Lanhydrock. Obwohl der erst 1930 verstorbene Baron Robartes of Lanhydrock and Truro zehn Kinder hatte, gibt es keine direkten Nachkommen. Anreise: Von der A 30 oder A 38 Bodmin nach Liskeard den braunen Hinweisschildern folgen.

Lacock Abbey, Fox Talbot Museum and Village, Lacock bei Chippenham, Wiltshire

Hier treffen verschiedene Besuchergruppen aufeinander. Einige kommen, um ein berühmtes Fenster im Haupthaus zu sehen. William Henry Fox Talbot fotografierte es 1860 auf Salzpapier und stellte so das erste Fotonegativ der Welt her. Das Verfahren revolutionierte die Fototechnik und wurde erst vor zehn Jahren durch die Digitalfotografie abgelöst. Wie Fox-Talbot lebte, wird in einer fotohistorischen Ausstellung in der Abbey gezeigt, in der auch regelmäßig Fotoausstellungen zu sehen sind.

Andere Besucher kommen wegen des Dorfes Lacock, dessen Mittelpunkt die Abbey ist. Hier sieht es noch aus wie vor 150 und mehr Jahren, und der NT und seine Mieter in den 88 Häusern des Dorfes tun alles, dass es so bleibt. Hin und wieder wird Lacock zum Schauplatz von Spielfilmen, das aber nur, wenn die Einwohner von Lacock sich bei Abstimmungen dafür aussprechen. Zum Dorf gehören drei Pubs, in denen die Gäste nach altenglischer Art verpflegt werden. Es gibt aber auch einen bio-gesunden NT-Imbiss. Anfahrt: M 4, Ausfahrt 17, den Wegweisern nach Chippenham, Poole und Warminster folgen. Von dort aus ist Lacock der nächste Ort.

Dover Cliffs, Dover, Kent

Das erste, was von England zu sehen ist, wenn man per Fähre über Dover anreist, sind die hohen Kreidefelsen von Dover. Auf die Idee, diese Klippen einmal zu besuchen, kommen aber die wenigsten Fährenpassagiere. Schade, oben von der Klippe aus kann man nicht nur den Hafen von Dover sehen, sondern auch die kaum zugänglichen Buchten unterhalb der weißen Klippen und dazu – bei Niedrigwasser – die Untiefen, die im Laufe der Jahrhunderte über tausend Schiffen zum Verhängnis wurden.

Bei Tag sieht man sogar die Schornsteine von Calais auf der französischen Seite des Ärmelkanals und nachts die Lichter der dortigen Küstenorte. Hier oben weiden halbwilde Pferde, und wer dem Küstenweg lang genug folgt, kommt zum Leuchtturm von Dover und danach an teuren Häusern oben auf dem Fels vorbei – eines davon gehört dem britischen Schauspieler Hugh Grant.

Im Leuchtturm gibt es eine NT-Teestube, die nach der Frau eines Leuchtturmwärters als „Mrs. Knotts Tearoom“ bekannt ist. Der Tee wird in der ehemaligen Wohnstube der Knotts serviert. Anfahrt: Zum Dover-Castle hinauf, daran vorbei, nach etwa 1,5 Kilometern dem Wegweiser zum NT-Parkplatz folgen. Infos: www.nationaltrust.org.uk/whitecliffs-dover/ und www.nationaltrust.org.uk/south-foreland-lighthouse/ (Text: Armin E. Möller mit Ursula Meister; Bild: Armin E. Möller; 1/13)

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