Europa

Frankreich: Stippvisite in Toulouse

Toulouse wird auch die "rosarote Stadt" genannt und liegt direkt am Fluss Garonne

Toulouse wird auch die “rosarote Stadt” genannt und liegt direkt am Fluss Garonne

Toulouse, die rosarote Stadt. So wird sie beschrieben und so erscheint sie selbst dem unaufmerksamen Besucher der Hauptstadt der Midi-Pyrénees im Süden Frankreichs. fliegen-sparen.de auf Stippvisite in der rund 2000 Jahre alten Metropole an der Garonne.

Die Gallisch-römischen Wurzeln von Toulouse

Diese ehemals gallische Stadt, die im Jahr 106 v. Chr. unter dem Namen Tolosa von dem Stamm der Tholosen errichtet wurde, zeichnet sich vor allem durch seine zahlreichen Gärten aus, die wie grüne Oasen inmitten der rosaroten Architektur einen erfrischenden Kontrast bilden. Der Kanal du Midi und der Garonne-Seitenkanal verbinden die Metropole mit dem Mittelmeer.

Anmutig liegen die kleinen Hausboote, Kähne und Jachten an den Ufern des sich bedächtig um den Stadtkern herum schlängelnden Kanal du Midi, der zu einer beschaulichen Rundfahrt auf einem seiner urwüchsigen Schiffchen einlädt. Von hier aus sieht die Stadt mit ihren prachtvollen Gebäuden ganz anders aus, fast beschaulich und kleinstädtisch.

Dabei ist die alte Metropole und zweitgrößte Stadt Frankreichs alles andere als provinziell. Allein der sich überdimensional ausrollende Platz vor dem markanten Capitol, die alles überragende Basilika St.Sermin oder die Kuppel des Hospital de la Grave – mit 69 Metern das höchste Gebäude der Stadt – am anderen Ufer der Garonne, zeugen von der Größe und Ehrwürdigkeit dieser Stadt.

Vor allem die Rue d´Alsace Lorraine, Pracht-Einkaufsstraße von Toulouse, zeigt die verzierten Jugendstilgebäude der Stadt. Hier und da sieht man noch Reste des Römerwalls, die von der antiken Vergangenheit Toulouse zeugen.

Veilchen an den Ufern der Garonne

Rosa ist längst nicht das Einzige, was die Stadt zu bieten hat. Violett und Pastell sind nicht nur allerorts präsente Kollorite, diese Farbtöne haben auch tiefe Wurzeln in der Geschichte der Stadt. Seit rund 150 Jahren wird das Veilchen vor allem an den Ufern der Garonne im Norden der Stadt kultiviert, auf fast allen Märkten angeboten und zahlreich verarbeitet.

Jedes Jahr im Februar findet das Veilchen-Fest der „Fête de la Violette“ auf dem Platz vor dem Kapitol statt. Überhaupt scheint in Toulouse alles von dem markant-violetten Farbton durchsetzt zu sein. Nicht nur in zahlreichen Souvenirs wie dem klassischen Veilchen-Bonbon über das süßliche Veilchen-Parfum, Seifen, Düften oder der Veilchen-Likör, Sirup und Essig, findet sich der Farbton wieder.

Die Menschen scheinen diese Farbe zu lieben und zu leben. Violette Hüte, Jacken, Mützen oder Schirme sind keine Seltenheit. Selbst der Champagner in den Restaurants ist mit jenem Farbton angehaucht. Wie ein Gaston erklärt, liege das an einem im Schaumwein aufgelösten Veilchen-Zucker, der hierzulande traditionell jenem Getränk beigemischt würde.

Toulouse: Die Wurzeln der Färbekunst

Nach so viel violettem Fetisch verwundert es kaum noch, dass noch ein weiterer Farbton das Bild der Stadt dominiert, wenn auch dezenter als Violett. Pastell. Dieser hellblaue Farbton, gewonnen aus den Blättern der gelben Pflanze „Färberwaid“ oder auch „Pastel des teinturiers“, die vor allem in dieser Region verwendet wird, gibt diesen bläulichen Farbton.

Ursprünglich aus Asien stammend, wurde sie seit dem Mittelalter von Färbern zur Herstellung des Färbemittels genutzt. Die Kunst des Meister-Färbers, dem „maître pastellier“, bestand darin, aus den pigmenthaltigen Kugeln ein Färbebad zu bereiten. Der Vorgang war lang und kompliziert, aber die Belohnung folgte sofort, dann nämlich, wenn der gefärbte Stoff aus dem Farbbad noch gelblich-grün auftaucht und sich wie durch einen Zauber beim Kontakt mit dem Sauerstoff der Luft blau färbt.

Die prunkvollste Zeit waren die Jahre von 1450-1560, wo das Pastell als „blaues Gold“ gehandelt wurde und großen Kaufherren wie Pierre d’Assézat in Toulouse sich beachtliche Vermögen verschafften. Erkennen kann man dies heute noch an den überreichen Kaufmannshäusern, die durch ihre markanten Türme hervortreten. Die Kunst der Pastell-Färberei ist aber noch nicht vorbei. Tatsächlich gibt es unweit von Toulouse im Sommer die sogenannten „Färber-Tage“, bei denen Laien sich mit der Technik des Blaufärbens vertraut machen können.

Französische Küche in Toulouse

Grundsätzlich gilt in Toulouse wie fast überall in Frankreich: Schlecht essen kann man woanders, aber nicht hierzulande. Alles wird selbst im kleinsten Bistro frisch und schmackhaft zubereitet. Man gibt sich Mühe, denn das Essen, kochen und jegliche Verarbeitung von Lebensmitteln ist allen Bestrebungen der Fastfood-Industrie zum trotz, auch dieses Land zu erobern, noch immer die größte Leidenschaft des Franzosen.

Zu Toulouse und seiner Umgebung muss man wissen: Mit 120 Lebensmitteln, die allesamt mit einem Qualitäts- oder Herkunftslabel ausgezeichnet wurden, sind die Midi-Pyrenäen die Region Frankreichs, in der die meisten regionalen Küchenspezialitäten angeboten werden. Obligatorisch ist der Genuss einer gut zubereiteten Cassoulet, einem Eintopf aus weißen Bohnen, Enten- und Rindfleisch sowie einem Stück der berühmten Toulouser Bratwurst.

Zum Dessert steht eine Auswahl an Käse auf dem Programm, denn die Region verfügt über ausgezeichnete und sehr markante Sorten. Roquefort aus Schafsmilch, der Bleu de Causses und Laguiole aus Kuhmilch oder der Rocamadour aus Ziegenmilch. Aber auch Süßes kommt gerne auf den Tisch: Der „fénétra“ , ein Kuchen aus Mandelteig mit Baiser, oval oder rund, mit Zitronenkonfit und einem Überzug aus Aprikosenmarmelade.

Oder doch lieber ein „Pavé du Capitole“, eine Praline aus dunkler Schokolade oder am Ende der berühmte „Cachou Lajaunie“. Da wird die Wahl schnell zur Qual und an Pfunde darf man hierzulande schon gar nicht denken, will man sich dem Genuss hingeben.

Bunte Lebenskultur in Toulouse

Toulouse macht Lust auf sein Umland, liefert beispielhaft eine Fülle von Kultur, Farben, Leben und Lebendigkeit. Aber anders als man es aus Südfrankreich kennt. Geordnete Lebensfülle gepaart mit französischem Flair. Eine Prise von allem. Das ist Toulouse. Da gibt es Stadtteile, die sich geordnet geben, wie ein nordfranzösisches Departement.

Südlich der Innenstadt in Richtung des Hauptbahnhofs Matabiau wiederum ist es bunt, die Menschen lebendig, oft aus Nordafrika, bereichern sie das Straßenbild und die Kultur der Stadt. Viel lässt sich hier lernen in Toulouse, von den Menschen, der Lebensweise und der Kultur.

Tipps und Infos für Toulouse

Anfahrt: Am schnellsten und einfachsten erreicht man Toulouse von Deutschland aus mit dem Flugzeug in rund 1,5 Stunden. Der Flughafen Blagnac liegt etwa 8 Kilometer vor der Stadt und ist mit einem Shuttle-Bus in 20 Minuten gut zu erreichen. Die Linie 66 Aeroporte hält direkt in der Innenstadt am Place d` Arc und am Hauptbahnhof Matabiou.

Sparen mit dem Pass Tourisme

Es empfiehlt sich, einen „Pass Tourisme“ direkt am Flughafen zu erwerben, der für 1, 2 oder 3 Tage gültig ist. Dieser kostet für 72 Stunden 32 Euro und berechtigt zu allen Fahrten mit Bussen und Bahnen sowie zu zahlreichen Museumsbesuchen. Erhältlich ist der Pass im Büro der Busgesellschaft „Tisseo“ an der Außenseite des Flughafengebäudes am Busbahnhof.

Im Pass Tourisme kostenlos enthalten ist eine Tour mit dem „Petit traine“, einem kleinen Bummelzug, der Mittwoch, Samstag und Sonntag täglich mehrmals vom Platz vor dem Capitol abfährt. Eine Fahrt dauert rund 35 Minuten. (pm/ Text: Philip Duckwitz – Bild: Atout France/Maurice Subervie)

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