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Das vielfältige La Gomera – Unterwegs im Tal des großen Königs

Tal von La Gomera (Kanaren)

Das wunderschöne Valle Gran Rey auf La Gomera ist das perfekte Ziel für Wanderer (Foto: depositphotos)

Josef hat Recht. „Lasst Euch nicht von der Sonne täuschen“, riet unser Wanderführer, als morgens die Frage aufkam, ob wir tatsächlich etwas Langärmeliges auf die heutige Tour mitnehmen sollten. Als unsere sechsköpfige Gruppe losstapft, muss ich den Reißverschluss meiner Windjacke bis unters Kinn zuziehen. Es ist Juni, trotzdem streift ein unerwartet kühler Wind über das kleine hügelige Plateau in 1.000 Metern Höhe. Im Dörfchen El Cercado sind wir nahe der Bar Maria auf die kleine Hochebene gelaufen. Allerdings ist der Wind schon nach ein paar Metern vergessen, das Panorama nimmt uns völlig gefangen. Am frühen Vormittag fließt das Sonnenlicht so weich über die Landschaft, dass man meint, es mit Händen schöpfen zu können.

Eine Trutzburg von Riesen

In satten Erd- und Steinfarben modelliert es eine wild zerklüftete Landschaft. In der Ferne stemmt sich die Insel in weitem Bogen scharf gegen ein samtenes, tiefblaues Meer. La Fortalezza, der imposante Tafelberg zu unserer Linken, sieht tatsächlich aus wie eine Trutzburg. Eine Trutzburg von Riesen. Rechts ist eine riesige Schlucht, mehr zu erahnen, als zu sehen. Es ist der obere Teil des Valle Gran Rey, an dessen Südflanke wir etwa vier Stunden entlanglaufen und dabei ins Tal hinabsteigen wollen. Die Markierungen des Weges sind mit PR LG 12 beschriftet. Doch erst einmal spazieren wir etwa 20 Minuten ziemlich gemächlich auf der allmählich karger werdenden Hochebene entlang. Nachdem wir ein paar dürftige Felder passiert haben, trotzen immer weniger buschige oder krautartige Pflanzen der Trockenheit. Zwischen Fetthennen und Zistrosen, Euphorbien und Opuntien, Grenovias und Ginstergewächsen bieten nur Golddisteln und wilde Artischocken, die gerade blühen, vereinzelte Farbtupfer. Was für ein Kontrast zum uralten Lorbeerwald, der keine 20 Kilometer von hier üppig wuchert!

Es ist kein Werbegag: La Gomera ist wirklich atemberaubend vielfältig. Die Landschaft ist so abwechslungsreich, wie sonst vielleicht auf einem ganzen Kontinent. Die unterschiedlichen Landschaftsformationen auf so engem Raum führen allerdings mancherorts zu abrupten Wechseln. Wie abrupt, bekommen wir zu spüren, als es unversehens steil bergab geht. Der Pfad ist zwar gut ausgebaut, schlängelt sich aber manchmal in abenteuerlichen Serpentinen. „Knie- und Kreislaufprobleme darf niemand haben, der ins Valle absteigen will“, hat Josef den Schwierigkeitsgrad unserer Wanderung beschrieben. Jeder Schritt will aufmerksam gesetzt sein. Teleskopstöcke sind in jedem Fall eine prima Hilfe beim stundenlangen Abwärtsgehen. Ob Angela Merkel Teleskopstöcke für ihre Wanderungen nutzt, ist nicht bekannt. Verbürgt ist nur, dass die Bundeskanzlerin bereits mehrfach auf Gomera war, um zu wandern.

Trittsicher muss man sein

„Valle Gran Rey“ – der Name der Schlucht klingt nicht nur im Spanischen sehr erhaben. Auch die deutsche Entsprechung „Tal des Großen Königs“ mutet märchenhaft an. Woher der Name kommt, weiß heute niemand mehr so genau. Treffender könnte er allerdings nicht sein. Die Schlucht ist nicht einfach nur königlich, sie ist eines wahrhaft Großen Königs würdig. Vor allem wegen ihrer dramatischen Beschaffenheit. Ihre Wände türmen sich vom Meeresniveau bis zu 1000 Metern Höhe auf und sind im oberen Drittel so steil, wie ich es sonst nur aus hochalpinen Lagen kenne. Die Wahlinsulanerin Hendrike von Sydow vom Frankfurter Fronttheater bringt es auf den Punkt: „In den Himalaja brauch ich nicht, das alles hab ich auf Gomera“. Obendrein muss man kein Bergsteiger sein, um diese grandiose Szenerie zu erwandern. Man sollte „trittsicher sein und über eine durchschnittliche Kondition verfügen“, empfiehlt Josef Knoflach, ein gebürtiger Tiroler, der seit über 20 Jahren Wanderungen auf Gomera führt.

 

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